Automotive Software, quo vadis?

Automotive Software ist schon immer ein differenzierender Faktor in der Fahrzeugentwicklung gewesen. Inzwischen ist die Software jedoch ein wesentlicher Erfolgsfaktor geworden. Die Herausforderungen sind dementsprechend gestiegen und Kompetenzen und Kapazitäten in der Fahrzeugindustrie werden stetig erweitert und ausgebaut.

Auf der Fahrzeugebene sind die Megatrends Elektromobilität und autonomes Fahren ohne geeignete Software bzw. Softwareplattformen nicht denkbar. Im Bereich der Informationstechnologie sind es derzeit im Wesentlichen die Themen „Over-the-Air-Updates“ (OTA), künstliche Intelligenz (Artificial Intelligence – AI), Vernetzung (Konnektivität) und Benutzerschnittstelle (HMI). Wobei mit diesen Funktionalitäten und Themenfelder insbesondere Sicherheitsaspekte zu einer zentralen Aufgabe werden.

Wo das Auto früher eine abgeschlossene Einheit für sich war, Aktualisierungen, Eingriffe und Datenzugriffe ausschließlich in den besonderen Umgebungen autorisierter Werkstätten erfolgten, erfolgen Datenaustausch und Kommunikation inzwischen an beliebigen Orten und zu beliebigen Zeiten über Netzwerke, die auch von anderen Geräten nutzbar sind. Neue Funktionen bedingen gar die Interaktion mit anderen Geräten, das Smartphone oder die Ladesäule seien hier als Beispiele genannt.

Stichwort Smartphone: 2020 wurde ca. 6-mal mehr Smartphones als Pkw verkauft (Quellen: Smartphones, Pkw). Nun sind ja in modernen Fahrzeugen zahlreiche Steuergeräte verbaut, also dreht sich der Faktor zugunsten der Fahrzeuge, wenn alle Steuergeräte betrachtet werden. Die Anbindung der Smartphones im Fahrzeug ist inzwischen Standard. Sei es über Apple Carplay oder Android Auto, von Seiten der Software auf den Mobilfunkgeräten wurden Voraussetzungen und Standards geschaffen. Und die Automobilindustrie unterstützt das inzwischen.

Nun haben die Automobilhersteller und deren Lieferanten traditionell jeweils eigene Software und Betriebssysteme. Schaut man sich hingegen den Markt der Smartphones an, so dominieren zwei Betriebssysteme den globalen Markt: Stand März 2021 Googles Android mit einem Marktanteil von ca. 72 % und Apples iOS mit ca. 27 % Marktanteil (Quelle). Zusammen sind das 99%! Im Bereich der Desktop-Computer ist die Situation ähnlich, Windows mit einem Marktanteil von ca. 76 % und Apple OS X mit ca. 17 % (Quelle).

Wie wird sich die Software im Automobil weiterentwickeln? Reichen die Ansätze gemeinsame Standards zu schaffen wie AUTOSAR und Open Automotive Alliance (für Android Integration)? Oder hat sich die Zeit proprietärer Software überholt? Es gibt schon Artikel wie „Android Automotive OS: Lässt Google Autoherstellern noch eine Chance?

Klar ist, das Fahrzeug als abgeschlossene Einheit wird es zukünftig nichtmehr geben. Konnektivität ist ein Muss. Das Auto wird sicherlich kein Smartphone mit Rädern, aber, wenn ich im Auto sitze, werde ich kein Smartphone mehr brauchen, die Benutzerschnittstelle muss alle Funktionen übernehmen. Damit wird das Auto auch zur Tank- Lade- oder Kreditkarte. Und da das ein Smartphone heute schon kann, ist die Frage ob das neu entwickelt werden muss. Individualisierung beim Smartphone ist gängige Praxis. Beim Auto wird sie ähnlich erforderlich werden, Farben, Innenausstattung und Räder werden dafür zukünftig nicht ausreichen.

So wie es bei Smartphones einen Markt für Applikationen von Drittanbieter gibt, wird sich das auch bei Fahrzeugen entwickeln. Dem zukünftigen Mehrwert für den Nutzer des Fahrzeugs wird sich kein Hersteller dauerhaft verschließen können. Und nur mit einer oder sehr wenigen, standardisierten Schnittstellen lassen sich solche Drittanwendungen realisieren. Eine gigantische Herausforderung, die nur mit gemeinsamen Anstrengungen zu stemmen ist.

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